Wenn man schon kein Glück hat, kann man doch gleich Pech haben

Veröffentlicht: Montag, 19.03.2012 in Kollegen, Kunden

Wenn der Tag damit beginnt, dass der Wecker klingelt und es beim Blick aus dem Fenster wie aus Eimern schüttet, solltest du dich wieder hinlegen und weiterschlafen.

Leider konnte ich dieser alten Weisheit der Hopi-Indianer nicht folgen, da mein Kollege Tobias Eisen einen Arzttermin hatte und ich für ihn als Vertretung einspringen musste. Erschwerend kam hinzu, dass einer meiner Nachbarn bis in die frühen Morgenstunden des noch jungen Donnerstag seine Strohwittwerschaft nutzte, um mit seinen Kumpels lautstark Skat zu spielen und dabei Unmengen von Herrengedecken zu vernichten. Zwar war ich bereits zur Geisterstunde aus der Wohnung meines Nachbars gekrochen und hatte sogar erfolgreich mein Bett gefunden, jedoch wollte sich das selige Koma nicht einstellen. Als schließlich die Trinksprüche ein Ende fanden, ich vermute der Schnaps war alle oder auch der letzte Besucher über den Karten zusammengebrochen, und ich endlich die Nacht für meine Zwecke, dem geschundenen Körper etwas Ruhe zu gönnen, nutzen konnte, war eben jene auch schon fast um.

So schleppte ich den Kadaver, der einst mein Körper zu sein pflegte, ins Bad und grüßte den fremden Mann freundlich, der mir aus dem Spiegel entgegen blickte. Er sah genauso schlecht aus wie ich mich fühlte. Als ich auf der Toilette saß, nickte ich noch einmal kurz weg, wurde aber schnell wieder durch das schmerzhafte Aufschlagen meines Kopfs an der gefliesten Wand geweckt. Ein weiteres Mal drohte mich Morpheus in seine Arme zurück zu berufen, als ich unter dem wohlig-heißen Nass der Dusche stand. Doch hier kam ich beim Wegnicken gegen den Wassermengenregler und schob ihn sanft mit meiner geballten Masse gen rotem Punkt, während ich schon wieder zu träumen anfing, wie ich in einer Vulkanerruption plötzlich in Lava stand, und aufwachte.

Das jäh ins Blut schießende Adrenalin ließ mich instinktiv beim Erwachen den Regler voll auf kalt stellen und ich machte sofort ein Wechselbad der Gefühle, im wahrsten Sinne des Wortes, durch. Derart hormonell aufgepäppelt lief nun auch der Kreislauf auf vollen Touren. Ich war hellwach und konnte somit meine Dusche bei akzeptabler Temperatur abschließen. War es mehr als geschmeichelt, meinen Zustand beim Betreten des Bades mit hundserbärmlich zu benennen, so konnte man mich zumindest beim Verlassen bereits wieder als der menschlichen Rasse möglicherweise zugehörig bezeichnen. Angekleidet war das Ergebnis sogar im Spiegel ohne Schmerzen betrachtbar, wenn auch noch weit entfernt von jenen Tagen, an denen sich mir die Frauen zu Füßen warfen und ein Kind von mir wollten. Jedoch trennten mich von jenen Tagen auch noch mehrere 5-Liter-Fässer Hopfenmalztee, die ich aus Gründen der Vorratshaltung für schlechte Zeiten vor mir her trug.

Bevor ich noch eine Depression beim Anblick meiner selbst im Spiegel bekam, schnappte ich meine Autoschlüssel und sonstigen Habseligkeiten, die ich für den anstehenden Arbeitstag benötigte und schleppte mich zum Auto, damit dieses mich zur Arbeit schleppen könnte. Mein Plan zeigte eine bemerkenswerte Effizienz, die nur dadurch unterbrochen wurde, dass wirklich jede der gefühlt 5.372 Ampeln auf dem Weg von meiner Wohnung zum Firmenwigwam direkt vor meiner Nase auf Rot umsprang.

Da ich nicht abergläubig bin, da dies bekanntlich Unglück bringt, deutete ich dies bereits als schlechtes Omen für den Tag. Wie optimistisch ich damit den Tag noch bewertete, ahnte ich jedoch nicht.

Erfolgreich und unverletzt in der Firma angekommen, begrüßte mich auch – direkt nach dem Zapfen des ersten Kaffees – mein Diensthandy mit einem Anruf von Tobi. In diesem verkündigte er mir, dass der Arzt eine schwere Form der ungewöhnlichen Rückenmarksrückbildung aufgrund exzessiver sexueller Betätigung oder ähnliches diagnostiziert hatte und zwecks erfolgreicher Therapierung selbiger nun genötigt sei, das Bett nur zu verlassen, um dringenden natürlichen Bedürfnissen nachzukommen. Ansonsten würde er mit dem in Kürze eintretenden Tod rechnen müssen. Meinen freundschaftlich und völlig selbstlos gemeinten Gegenvorschlag, dass ich ihn auf Firmenkosten mit Morphium vollpumpe und er so doch auch weiterarbeiten könnte, wies er unverständlicherweise zurück. Weiterhin teilte mir unser Hospizkandidat mit, dass er eigentlich heute einen Schulungswebcast zum Thema Butterbringer, ein weiteres Produkt aus unserem Hause, mit dem ich üblicherweise aber nichts am Hut habe, halten sollte und ich diesen übernehmen möge, da Kollege Prosti, der ansonsten hier in die Bresche springen würde, gerade durch die Anden streifte. Er teilte mir noch mit, wo die zugehörige Präsentation versteckt war und was er den Kunden in der Livedemo alles zeigen würde. Anschließend wies er mich darauf hin, dass ich nicht vergessen sollte, auch einen Blick in seinen Kalender zu werfen, wo noch ein Remotesupporttermin vermerkt und die Zugangsdaten zum Webcast zu finden waren, der ziemlich bald stattfinden sollte. Darüber hinaus hatte er noch einen wichtigen Dienstleistungstermin in Genf zu unserem Produkt Brötchenbringer für den morgigen Tag angesetzt, den ich an seiner statt wahrnehmen sollte.

Schweren Herzens seufzte ich und wünschte Tobi eine schnellstmögliche Genesung. Nach den obligatorischen gegenseitigen Abschiedsverwünschungen warf ich einen Blick in seinen Terminkalender. Zu meiner allergrößten Freude stand darin verzeichnet, dass der Webcast in guten fünf Minuten beginnen würde, was mir gerade mal genügend Zeit verschaffte, einmal flott durch die Folien zu hetzen, schon mal die VMs für die Livedemo zu starten und das Beste zu hoffen. Nachdem ich dies getan hatte, startete ich die Webcast-Software und sah, dass alle angemeldeten Teilnehmer bereits sehnsüchtig auf mich warteten. Ich setzte mein Headset auf und wählte mich in die Audiokonferenz ein, schaltete die Mikrofone der Teilnehmer stumm und begann mit meiner Begrüßung:

Sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie im Namen der Brötchensponsor GmbH zum heutigen Schulungswebcast des Produkts Butterbringer. Ich darf mich kurz vorstellen, mein Name ist Der Maskierte und ich vertrete heute den Kollegen Eisen, der kurzfristig verhindert wurde. Da ich leider erst vor fünf Minuten erfahren habe, dass ich diesen Webcast heute zum ersten Mal halten darf, sehen Sie es mir bitte nach, wenn ich ein wenig durch die Folien holpere.

Da ich schon mehrfach zwangsweise Tobi über die Schultern schauen musste, wenn er die Butterbringer-Schulung hielt, endete die folgende Stunde nicht in einem totalen Desaster, sondern konnte maximal als unterdurchschnittlich gewertet werden. Ich war sogar in der Lage, einige Fragen der Teilnehmer auf Anhieb zu erklären; und das bei knappen fünf Minuten Vorbereitungszeit. Glücklicherweise hatten die Schulungsteilnehmer alle ein Erbarmen mit mir und ich konnte nach etwas mehr als einer Stunde erschöpft das Headset abstreifen.

Nachdem ich mich erstmal mit einer neuen Tasse Kaffee bewaffnet hatte, studierte ich weiter Tobis Kalender. Die kurz vor der Mittagspause eingeplante Remoteinstallation war ausgerechnet noch mit einem absoluten Hasskunden, der mich ungefähr genauso leiden konnte wie eitrigen Hautausschlag und mir bei jedem bisherigen Gespräch unterschwellig zu verstehen gab, dass er mich für so kompetent wie einen lobotomierten Schimpansen hielt. Lediglich Tobi erfreute sich seiner uneingeschränkten Gunst und man meinte fast, da telefonierten die besten und ältesten Freunde, wenn die beiden Kontakt hatten. Aber solche Situationen sind wie Frankreich: Da muss man durch.

Voller Vorfreude ob der Dinge, die da kommen würden, schlurfte ich mit hängenden Schultern zu Sabine Feger, um mir erstmal eine ordentlich Ladung Schokolade und Streicheleinheiten abzuholen. Wenigstens dieser Plan war mit vollem Erfolg gekrönt und das charmante Lächeln unserer Bürofee ließ mich einen kurzen Moment mein Schicksal vergessen. Darüber hinaus bat ich sie, die Reservierung in Tobis Hotel auf mich abändern zu lassen und noch herauszufinden, wann der spätestmögliche Anreisezeitpunkt sei, damit ich noch genug Zeit hatte auch einige meiner Tagespflichten zu erledigen und diverse Termine zu verschieben beziehungsweise abzusagen.

Zurück in mein Büro gekehrt, begann ich damit meine eigene Wochenplanung über den Haufen zu werfen und meine Termine, so es denn möglich war, zu verschieben und ein paar eher unwichtige Dinge abzusagen. Anschließend machte ich noch einen Abstecher in die Kellerräume der Entwicklungsabteilung – Der Häuptling bestand auf artgerechte Haltung dieser Spezies – und drückte dem erstbesten lichtscheuen Wesen der Gattung Homo Sapiens Algorithmis die besondere Ehre auf, den Kundensupport zu übernehmen, während ich in der Schweiz verweilen würde.

Auf dem Rückweg lief mich Sabine über den Haufen, die mir die Info lieferte, dass ich bis spätestens 23 Uhr das Hotel erreichen müsste, da ich ansonsten im Wagen nächtigen dürfte. Ansonsten sei alles geklärt und sie wünschte mir eine sichere und gute Fahrt und schenkte mir zur Verabschiedung wieder dieses umwerfende Lächeln. Warum habe ich mir nur selbst auferlegt, in der Firma nicht zu wildern, ich Idiot?

Alle Gedankenspiele halfen nichts, es nahte die Remoteinstallation und um es kurz zu fassen: Sollte dieser Kunde mir eines Tages vor die Motorhaube geraten, ich würde in einem spontanen Anfall von Alzheimer vergessen, wie die Bremse meines Gefährts zu bedienen wäre. Es ist einfach erstaunlich, worüber Berufscholeriker sich echauffieren können, obwohl die von mir erbrachte Dienstleistung professionell, routiniert und fehlerfrei erbracht wurde. Sei’s drum, getreu dem Motto „In der Kürze liegt die Würze!“ wurde auch dieser Patient verarztet und es war an der Zeit, die Firma gen meine Wohnung zu verlassen und den Koffer einzuladen.

Zum Glück ist mein Koffer stets mit einem Basisset für einen Tag gepackt – man lernt ja mit den Jahren dazu – so dass ich nur noch den in einem Anzugkondom verpackten Businesskasperdress aus dem Schrank greifen musste und mir noch schnell eine meiner vorgekochten und tiefgefrorenen Mahlzeiten in die Mikrowelle packen konnte, um nicht hungrig die Reise gen Schweiz antreten zu müssen. Ein Gulasch später kontrollierte ich noch den ordnungsgemäßen Zustand meiner heiligen Hallen, lud anschließend meine Habseligkeiten in den Wagen und wies das Navi an, mich auf dem schnellsten Weg zu meinem Hotel zu bringen. Dann aktivierte ich meine Autobahnplaylist und ließ mich von der Musik und der Stimme des Navis treiben.

Knappe neuneinhalb Stunden später fuhr ich in die Tiefgarage des Hotels und schaffte es sogar, eine gute Dreiviertelstunde vor Zapfenstreich einzutreffen und einer ungemütlichen Nacht in meinem Wagen zu entgehen. Durch die lange Fahrt, die nur von gelegentlichen Pinkelpausen unterbrochen wurde, war ich inzwischen hundemüde und wollte nur noch schnellstmöglich ins Bett. Also machte ich mich nach dem Einchecken und der obligatorischen Frage nach den Frühstückszeiten direkt auf den Weg in mein Zimmer, das im vierten Stock lag. Das Hotel war diesmal keines der üblichen Geschäftshotels, wie ich sie sonst zu Gesicht bekam, sondern eher aus der Kategorie Urlaubsherberge, dafür sprach zum einen, dass die Frühstückszeit ungewöhnlich spät, nämlich erst um 7.30 begann, zum anderen die in der Lobby befindlichen Hotelgäste. Die alten und ehrwürdigen Gemäuer verströmten dazu einen ehrfurchterweckenden Eindruck, so dass der Lift, den ich zum Erreichen meines Zimmers bequemerweise nutzte, wie ein Fremdkörper wirkte. Trotzdem gefiel mir der Laden und ich war schon gespannt wie mein Zimmer aussehen würde.

Im Zimmer angekommen stellte ich erfreut fest, dass die letzte Generalüberholung nicht allzu lange her gewesen war. Besonders das Bad mit seiner großzügigen Badewanne sah aus wie frisch renoviert und ich strahlte übers ganze Gesicht. Ein ausgiebiges und erholsames Schaumbad später, es muss kurz vor 12 gewesen sein, war ich schließlich soweit, mich in Morpheus Arme zu begeben. So könnte ich gemütlich ausschlafen, ausgiebig frühstücken, anschließend unter die Dusche springen, mich dann in meinen Dress begeben, auschecken und pünktlich gegen 9.30 beim Kunden auflaufen. Vorbereiten musste ich mich zum Glück nicht mehr, da ich mit unserem Produkt Brötchenbringer derart vertraut bin, dass dies überflüssig wurde.

Doch man sollte die Rechnung niemals ohne den Wirt aufmachen. Kaum hatte ich es mir im Bett gemütlich gemacht und zur Einschlafbegleitung einen Nachrichtensender angeschaltet, drangen sehr verdächtige Geräusche aus dem Nachbarzimmer, die zunehmend lauter wurden. Die beiden Turnierficker wurden schließlich so laut, dass ich im hoteleigenen Bademantel ans andere Ende des Flurs ging, wo ich immer noch ihre Aktivitäten in voller Zimmerlautstärke vernehmen konnte. Auf dem Weg zurück zu meinem Zimmer bemerkte ich, dass eine Tür am anderen Ende des Flurs sich neugierig öffnete, um die Ursache der Geräusche auszumachen. Ich grinste dem Kopf asiatischer Abstammung zu, zeigte auf die Zimmertür unserer beiden Bettakrobaten und erntete ein wissendes Nicken und ein mindestens ebenso breites wie auch höfliches Grinsen.

In meinem Zimmer schließlich nutzte ich den stets für solche Zwecke bereitliegenden Hotelblock und -stift, um eine Nachricht für die beiden zu hinterlassen. Den Zettel schob ich anschließend derart in ihr elektronisches Türschloss, dass er von ihnen unmöglich übersehen werden konnte. Auf diesem Stand in Deutsch, Englisch und Französisch – alle Sprachen, die mein bescheidenes Repertoire hergibt:

 9,5 Punkte für die Lautstärke, 6,1 Punkte für die Ausdauer und 0,0 Punkte für ihre vorgespielten Orgasmen.

Woher ich wusste, dass sie die Orgasmen nur vortäuschte? Erfahrung, nichts als Erfahrung.

Nachdem er kurz vor ein Uhr genug hatte ihr seine Männlichkeit zu beweisen, gelang es mir schließlich, in den wohlverdienten Schlaf zu sinken, bis um halb acht mein Wecker unerbittlich klingelte. Nach einer kurzen Morgentoilette kleidete ich mich eben schnell an, um zu frühstücken. Ich saß versteckt in einer Ecke des Speisesaals, konnte aber von meiner Position aus problemlos den ganzen Raum überblicken, als die beiden Akrobaten von letzter Nacht diesen mit suchendem Blick betraten. Dass es die beiden waren, dessen war ich mir absolut sicher. Dies wurde nicht zuletzt an seinem verstimmten Blick und ihrer Schamesröte offenbar. „Sie haben also meine Nachricht entdeckt“, stellte ich mit zufriedenem Grinsen fest und widmete mich weiter meinem oppulenten Frühstücksmahl.

Erfolgreich gestärkt machte ich mich auf in mein Zimmer, putzte mir die Zähne, rasierte die Stellen meines Kopfes, die ich traditionell unbehaart lasse und gönnte mir noch eine ausgiebige heiße Dusche, ehe ich mich in meinen Anzug schmiss, auscheckte und auf den Weg zum Kunden machte. Der Termin selbst verlief dann weitestgehend unspektakulär, da Tobi bereits erstklassige Arbeit im Vorfeld geleistet hatte und die Vorbereitungen des Kunden mustergültig waren. So kam es, dass ich nach der Einladung zu einem wirklich erstklassigen Mittagessen am späten Mittag wieder auf dem Weg Richtung Heimat war, nicht ohne jedoch diesmal einen kleinen Umweg einzulegen, der mir einen lange gehegten Wunsch erfüllte: Endlich einmal den Rheinfall in Schaffhausen bei Tageslicht zu Gesicht bekommen.

Eine Stunde lang begutachtete ich dieses Naturspektakel ausgiebig, ehe ich mich wieder hinter dem Steuer befand. Als ich schließlich auf meinen Parkplatz vor meiner Haustüre fuhr, waren gerade mal 8 Stunden vergangen, seit ich bei meinem Kunden in Genf aufgebrochen war; dennoch zeigte die Uhr bereits hart auf die 11. Wie ich diesen Rekord schaffte – inklusive einer Stunde Zwischenstopp – ohne bewusst einmal das vorgegebene Geschwindigkeitslimit zu überschreiten, wird mir auch auf ewig ein Rätsel bleiben.

In meinen vier Wänden angekommen, begab ich mich zielstrebig zu meinem Kühlschrank, pflückte eine Flasche güldenes Mineralwasser in der Halbliterausführung heraus und goss diese erstmal genüsslich in mich hinein. Nachdem ich mich wunderte, wo der Inhalt der Flasche verblieben war, packte ich erstmal meine Klamotten aus und neue in den Koffer ein, um für den morgigen Tag gewappnet zu sein. Dummerweise hatte ich einen unverschiebbaren Termin für den Samstagmittag in unserer Bundeshauptstadt vereinbart, da der Kunde das nötige Wartungsfenster für meine Arbeiten nur aufs Wochenende legen konnte. In seiner speziellen Konfiguration bestand eine gute Wahrscheinlichkeit, auf massive Probleme zu stoßen, daher hatte ich mir sicherheitshalber auch noch den Sonntag für etwaige Arbeiten freigehalten und bereits ein Hotelzimmer in der Nähe reserviert.

Als die Vorbereitungen für den kommenden Tag abgeschlossen waren, gönnte ich mir noch einen doppelten Whisky und suchte anschließend unverzüglich mein geliebtes Bett auf, um sogleich in einen tiefen und erholsamen Schlaf zu fallen. Noch ehe der Wecker mich wieder um halb 8 aus dem Schlaf reißen konnte, schlug ich bereits meine Augen auf, machte mich fertig und befand mich unversehens auf der Bahn. Keine dreineinhalb Stunden später saß ich dann auch schon im Büro meines Kunden und hatte die Hoffnung, dass ich es noch am frühen Abend zurück schaffen würde, um mich ins Nachtleben meines Wohnorts zu mischen oder einfach Zuhause bei einer guten Flasche Rotwein zu entspannen.

Das Schicksal zeigte sich zwar nicht von der gnädigsten Seite, aber es hätte auch deutlich schlimmer kommen können. Die auftretenden Probleme ließen sich alle noch am gleichen Tag beseitigen und mein Kunde hatte auch ein Einsehen, dass ich lieber etwas länger blieb und dafür den Sonntag Zuhause verbingen konnte. So verließ ich kurz nach 20.30 Uhr das Gebäude und machte mich auf die Heimreise. Einem Unfall sei Dank, der mich und diverse andere Populanten der Autobahn zwang, einen Abschnitt auf Du und Du kennenzulernen, war ich jedoch erst um kurz nach 1 zuhause. Erleichtert diesen unsäglichen Marathon hinter mich gebracht zu haben, suchte ich – erschöpft wie ich war – unverzüglich mein Bett auf und schlief mit dem Gedanken ein:

Wenn man schon kein Glück hat, kann man doch gleich Pech haben.

Kommentare
  1. thed3x sagt:

    Hui, das ist ein ordentliches Stück Arbeit.
    Ich wüsste nicht, ob ich das Geschafft hätte, es hätte wohl eher mich geschafft.

    Und bei der Stelle mit den Punkten hätte ich mich wohl nicht mehr mit dem lachen zurückhalten können, wenn die beiden Sexualakrobaten in die Halle kämen.

  2. Nobelix sagt:

    Muahaha, was für ein Tag. Naja eigentlich ja mehrere…aber trotzdem: ganz großes Kino!
    Grade eben fragte mich mein Chef, ob es mir gut ginge – dabei hatte ich nur herzhaft beim lesen dieses Textes gelacht…

    Sowas bereichert einem den Montag morgen doch erheblich! You made my day!

  3. @thed3x

    Alles eine Frage jahrelanger, harter Übung. Sowohl das Durchstehen der Odyssee als auch das Unterdrücken des Lachanfalls.

    @Nobelix

    Ach, in deinem Arbeitsvertrag steht auch drin, dass zum Lachen die Kellerräumlichkeiten aufzusuchen sind und du dich auszustempeln hast?

  4. hubert sagt:

    wobei ja die langen phasen im auto durchaus auch mal reizvoll sein können. ich nutze solche fahrten gern, um größere mengen neuer musik alben endlich mal in ruhe durchzuhören oder mir bücher vorlesen zu lassen ;)

  5. @hubert

    Naja, als Autobahnmusik kann ich nur ganz spezielle Musik haben, die mich beruhigt. Da taugt neue Musik gar nicht. Und Hörbücher muss ich mich drauf konzentrieren und das ist kontraproduktiv, wenn ich mit Tempo 200 unterwegs bin.

  6. Die Sekreteuse sagt:

    Nicht die besten Tage, aber auch nicht die schlimmsten – ich musste mich ob der plastischen Beschreibungen ganz schön beherrschen, nicht allzu laut aufzulachen (stört die Kollegen…). Besonders die Idee mit der Punktevergabe, die war klasse;-))

    Gute Erholung vom Stress
    wünscht die Sekreteuse

  7. @Die Sekreteuse

    Ich konnte nicht anders, als ich ihre so offensichtlich gefakten Orgasmen gehört habe. Vermutlich hat das noch für ganz „amüsante“ Gespräche gesorgt.

  8. Andrea sagt:

    „Als schließlich die Trinksprüche ein Ende fanden, ich vermute der Schnaps war alle oder auch der letzte Besucher über den Karten zusammengebrochen, und ich endlich die Nacht für meine Zwecke, dem geschundenen Körper etwas Ruhe zu gönnen, nutzen konnte, war eben jene auch schon fast um.“ […] „Alle Gedankenspiele halfen nichts, es nahte die Remoteinstallation und um es kurz zu fassen: Sollte dieser Kunde mir eines Tages vor die Motorhaube geraten, ich würde in einem spontanen Anfall von Alzheimer vergessen, wie die Bremse meines Gefährts zu bedienen wäre.“ *looooooooooool* *unter den tisch fall vor lachen* *wieder auftauch* *nach luft japs*

    Ohrenzeuge beim Hüftkontakt der Zimmernachbarn. Interessant. *breit grins*

    Spass beiseite: Mit diesem Beitrag ist der Tag gerettet, lieber Maskierter.

    VhG

    Andrea

  9. @Andrea

    Ich wollte ja schon Beifall klatschen, aber das hätten die beiden Bettakrobaten übertönt.

  10. Andrea sagt:

    @Maskierter

    Oder sie hätten es falsch interpretiert und einfach weitergemacht. ;)

    Da hilft nur eines: Selbst ist der Mann d.h. selbst Geräusche nach Wahl produzieren. Man nehme z.b. Kartoffeln, Bohnen und ähnliches Gemüse – koche und verzehre dies – mit dem infolgedessen daraus resultierenden Geräusch kann man Tote aufwecken. ;)

    VhG

    Andrea

  11. @Andrea

    Ich hätte auch nur einen meiner besonderen „Animations“filme lautstark laufen lassen müssen. Da hätten die beiden Hochleistungsbumser aber Bauklötze gestaunt. ;)

  12. Andrea sagt:

    @Maskierter

    Äh ? Was für „Animations“filme ? Ich sitz‘ gerade auf der Leitung.

    VhG

    Andrea

  13. @Andrea

    „Animations“filme sind Filme, die animieren. Der Plot geht üblicherweise so:

    Ein Männlein und ein Weiblein fallen aufeinander und verklemmen sich dabei in der Mitte. Sie versuchen daher unter Aufbietung aller Kräfte und steigender Schmerzen durch rhythmische Bewegungen sich voneinander zu lösen, bis sie beide dann unter Schmerzensschreien voneinander loskommen, um dann ihre Klamotten zu suchen, die sie zufällig verloren haben.

  14. Engywuck sagt:

    und wir wissen nun, wo du beheimatet bist :-)
    9 Stunden in die Schweiz, dreieinhalb nach Berlin dürfte grob Hamburg/Bremen sein….

  15. @Engywuck

    Nicht ganz. ;)

  16. Cala sagt:

    Ich bin soeben wieder auf Höhe der Tastatur gekommen, nachdem ich lachend auf dem Boden liegend deinen Post verflucht habe: Ich werde nicht wieder die angenehme Wärme der Dusche genießen können! Deine diesbezüglichen Erlebnisse werden mich noch für lange Zeit in unkontrolliertes Kichern versetzen, so dass selbiges Schicksal auch mir blühen dürfte…
    Davon ab – schön, dass es wieder diese Art des Montagmorgens hier gibt :-)

    … @Engywuck: Ich fühle mich geehrt, den Maskierten in der Nähe der schönsten Stadt der Welt vermuten zu dürfen, aber in einem Atemzug mit … dieser anderen Stadt … manche mögen sie wohl Bremen nennen? Nein, das geht so nicht. Hamburg steht ganz gut für sich allein :-)

  17. @Cala

    Was glaubst du, wie es mir geht? Jedesmal, wenn ich müde in der Dusche rumkippel seitdem, bekomme ich eine Panikattacke, dass ich mich wieder verbrenne. :D

    Davon ab, ich habe hier deutlich sichtbar ein Indiz für meinen Aufenthaltsort gegeben. Meine Heimat ist aber im kleinsten Flächenbundesland Deutschlands zu suchen, welches gleichzeitig und selbstredend auch das Schönste ist.

  18. Engywuck sagt:

    vom Saarland braucht man aber keine 9 Stunden in die Schweiz. Mettlach nach Interlaken (weiter geht fast nicht) sind laut google maps grad mal 5 Stunden…
    ganz abgesehen davon ist „schönstes Land“ und Saarland wohl nur mit reichlichem Genuss blutroten Wassers in einen Satz zu bringen…

  19. Engywuck sagt:

    Korrektur: Mettlach nach Chiasso ist weiter. 6 Stunden Fahrtzeit…

  20. @Engywuck

    Wir sind zwar nur ein Volk von einer Million, aber wir sind ÜBERALL! Und wir kennen uns ALLE! Also Vorsicht.

    Und ja, im Saarland wohne ich natürlich nicht mehr, soviel ist klar.

  21. woopper sagt:

    Ich sags ja immer wieder: jeder Tag der mit aufstehen beginnt, ist von Anfang an versaut ;-)

    Es war mal wieder eine schöne Lektüre zur Hopfenkaltschale in so ner üblichen Buisnessabsteige.

    Das mit den Hörbüchern sollte eigentlich verboten werden. Da gleitet man gemütlich mit 200 die Bahn entlang und dann queren die Träumer und Hörer wieder die eigenen Wege. Es reicht schon, wenn man auf der Bahn immer für die anderen mitdenken muss. Ich kann auch nur was gebrauchen, was die Denkmurmel nicht zusätzlich belastet.

    Und so ne Bettakkrobatin hatte ich mal als Nachbarin. Jeder Schlachthof wäre dagegen ein Konzertsaal gewesen. Hat ne Weile gedauert bis ich rausgefunden hatte, dass da doch kein unschuldiges Nahrungsmittel abgestochen wird.

  22. woopper sagt:

    ich vergass: warum ein Sixpack, wenn man auch ein Fässchen haben kann ;-)

  23. Zero the Hero sagt:

    „schnellstmögliche Genesung“ ist ein schönes Synonym für „einen Sack Kamelflöhe in die Hose und die Hände in Gips“.

  24. @woopper

    Und auf so einem schönen Fässchen liegt es sich auch bequemer als auf einem Sixpack. ;)

    @Zero the Hero

    Eigentlich war das aber genau so gemeint, dass er am besten gestern wieder auf der Arbeit antanzen kann, damit ich auch zu meiner Arbeit komme. Leider zog sich die Erkrankung länger hin.

  25. Andrea sagt:

    @Maskierter, Wooper

    „Und so ne Bettakkrobatin hatte ich mal als Nachbarin. Jeder Schlachthof wäre dagegen ein Konzertsaal gewesen. Hat ne Weile gedauert bis ich rausgefunden hatte, dass da doch kein unschuldiges Nahrungsmittel abgestochen wird.“ *loooooooool*

    Geht’s nicht auch ein bisschen leiser ? ;) ;) ;)

    *loooooooool* –

    Spass beiseite: Der Abend ist gerettet – gute N8, allerseits.

    VhG

    Andrea

  26. Ex-Admin sagt:

    Das sind ja kaum zu überbietende Berichte in deinem Blog. Ich bin noch dabei hier alles zu lesen. Dieser gehört aber zu den Besten, die ich bis jetzt „durch“ habe (wenn man das überhaupt bewerten will). Auch wenn ich für die Umfrage – leider – zu spät dran bin, solche Artikel können einem schon mal den Montag retten.

  27. @Ex-Admin

    Und mir retten Sie die geistige Hygiene, so denn noch kümmerliche Reste vorhanden sind. ;)

  28. Andrea sagt:

    @Maskierter

    Eigentlich mag ich den Montag überhaupt nicht, doch du hast mir mit deinen Beiträgen den Tag gerettet.

    VhG

    Andrea

  29. @Andrea

    Wer mag schon Montage? Da muss man aufstehen und verkatert vom Wochenende sich zur Arbeit schleppen und die Kunden ertragen. ;)

  30. Hubert sagt:

    der teil meines hirns den ich zum autobahnfahren benötige überschneidet sich mit dem zum hörbücher hören offensichtlich so wenig, dass ich beides ohne einschränkung auch bei tempo 200 gleichzeitig tun kann.

    dafür ist das auto auch der einzige ort zum akustischen genuß von literatur. ansonsten bekomme ich entweder nichts vom hörbuch mit oder schlafe praktisch sofort ein.

  31. @Hubert

    Dann stellst du dir das gehörte vielleicht nicht so plastisch vor wie ich. Gut möglich.